Einmal Club! Immer Club! #unserclub!
von Sven Hübner
„Hundert „Club“- Jahre – mehr als Chronologie: Kraft aus Verpflichtung zur Tradition?“, so beginnt Gernot Ottos Vorwort in dessen Jubiläumswerk „Träume Titel und Trophäen – 100 Jahre 1. FC Pforzheim“ aus dem Jahre 1996.
Heute wäre „d‘ Club“ bereits 124 Jahre alt. Doch wie wir leider erleben mussten, hörte er am 1. Juli 2010 auf zu existieren. Ein Verein, der mehr Historie und Tradition besitzt als alle anderen in Pforzheim und im Enzkreis. Ein Verein, der Generationen in seinen Bann zog. Wie viele Geschichten könnte man erzählen, in denen der Vater mit seinem Kind bei einem Spiel war und dieser abermals mit seinem Kind und dieser wieder…
Große Namen, große Spiele, unvergessliche Siege, aber auch schmerzhafte Niederlagen,auch finanzielle. Das alles erlebten Generationen von Fans und wuchsen so mit dem Verein zu einer Einheit zusammen: Tradition verbindet eben doch!
Am 5. Mai 1896 wurde unser Herzensverein von Fußballpionieren gegründet. Warum Pioniere? Weil zu dieser Zeit der Fußballsport in Deutschland noch recht unbekannt und gesellschaftlich zunächst noch weitgehend verpönt war. Der FCP war 1887 zusammen mit Vereinen wie dem Karlsruher FV und dem Karlsruher FC Phönix eines der Gründungsmitglieder der Verbandes Süddeutscher Fußball Vereine und 1900 einer der 86 Gründungsvereine des DFB. 1906 folgte dann der Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft, die zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigte und schließlich in der Vizemeisterschaft mit einer 1:2 Niederlage gegen den VfB Leipzig endete. Der erste deutsche Nationalmannschaftskapitän Arthur Hiller war ebenfalls vom Club. Auch weitere Nationalspieler wie Max Breunig, Paul Forell, Robert Faas, Anton Kreß, Hermann Schweickert, Erich „Bommatz“ Fischer, Fritz Wetzel, Viktor Weißenbacher und Marius „Bubi“ Hiller brachte der FCP hervor. Letzterer erlangte später sogar Ruhm in Argentinien und absolvierte dort weitere Länderspiele.
Aber auch anderen Fußballkennern bekannte Namen wie Eberhard Carl, Markus Gisdol, Klaus Mirwald, Rainer Scharinger oder auch Jürgen Klopp, um nur beispielhaft einige wenige zu nennen, weilten mal kürzer oder länger im Brötzinger Tal. Man könnte noch so viele Namen aufzählen, Günther Rau, Karl Schradi, Klaus „Fiffi“ Volkmann, Harry Waldhaus, Roger Essig, Gerhard „Keule“ Woltersdorf, Klaus Fischer…eigentlich ist es nicht gerecht, nicht alle aufzuzählen. Welch Kämpfe, welch Siege, welch Tragödien! VfL Bochum, 1860 München, Werder Bremen…. Die großen DFB-Pokalfights…. Man könnte Romane schreiben.
Dieser Verein ist wie kein anderer, zumindest nicht für UNS!!! Wir lebten und wir leben ihn! In guten und in schlechten Zeiten! Jetzt konnte und kann man aber natürlich auch berechtigt sagen: „Aber er existiert doch gar nicht mehr, er wurde doch 2010 aufgelöst.“ Aber für uns hat er nie aufgehört zu existieren. Wir wissen um die Probleme und Zwänge der damaligen Jahre, aber dennoch: Einmal Club,immer Club!!! Deswegen gibt es seit dem 3. Dezember 2018 „unseren Club“. Wir sind natürlich leider nicht mehr der 1. FC 1896 Pforzheim, aber das, was mit seiner Auflösung, aus unserer Sicht, leider keine angemessene Beachtung mehr fand, zum Beispiel die zuvor genannte Tradition, seine Fähigkeit Menschen zusammen zu bringen und Kraft zu geben, all dies wollen wir in unserem Club , dem 1. FC Pforzheim 2018, in Erinnerung behalten. Aber eben auch neue Geschichten schreiben, damit auch weitere Väter ihren Kindern und diese wieder deren Kindern von der großen und stolzen Tradition des geilsten Vereins der Welt und den treusten und leidensfähigsten Fans der weiter erzählen können. Um abschließend auf das Zitat von Gernot Otto zu Beginn zurückzukommen: Ja, der Club ist mehr als eine reine Chronologie, er lebt, er atmet, er ist nicht tot zu bekommen. Und ein weiteres Ja, denn er gibt uns Kraft, weil wir uns der Tradition unseres Vereins verpflichtet sehen und sein Andenken niemals verschwinden darf.